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Zu viel Kohlestrom?

Neuer Rekord beim Stromexport

Katharina Wolf

Angetrieben wurde die Nachfrage nach deutschem Strom im Ausland von abermals gesunkenen Preisen an der Strombörse, die im europäischen Vergleich zu den niedrigsten gehören, ergibt die Auswertung. Im Durchschnitt seien an der Börse in den ersten sechs Monaten des Jahres 3,02 Cent pro Kilowattstunde gezahlt (ct/kWh) worden. Im ersten Halbjahr 2013 waren es noch 3,76 ct/kWh, im ersten Halbjahr 2014 sei der Preis auf 3,24 ct/kWh gefallen.

Gesunken waren die Preise aufgrund des deutlich größeren Angebots von Strom aus erneuerbaren Energien, so Agora Energiewende: Ihr Anteil am deutschen Stromverbrauch wuchs aufgrund deutlich gestiegener Windstromproduktion auf den neuen Rekordwert von 31,4 Prozent (von 81 auf 92 TWh) und machte damit die sinkende Stromproduktion aus aus Braun- und Steinkohlekraftwerken mehr als wett: Sie sank auf 128 TWh gegenüber 135 TWh im Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Kernkraftwerken (48 TWh) und Gaskraftwerken (27 TWh) blieb in etwa auf Vorjahresniveau (Grafiken am Artikelende).

Stromexport entscheidender Absatzmarkt für Kohle- und Atomenergie

Der Überschuss setzt dabei den Trend der vorherigen Jahre ungebrochen fort. Bereits seit 2012 hat Deutschland neue Rekordzahlen beim Stromexport zu verzeichnen (Grafiken am Artikelende). Klimaschützer ziehen daraus die Schlussfolgerung, dass mit der Bevorzugung von erneuerbarem Strom bei der Einspeisung ins Netz nach dem EEG der Stromexport zu einem entscheidenden Absatzmarkt für Kohle- und Atomenergie geworden ist. Dieser werde aber mit dem fortschreitenden Ausbau erneuerbarer Energien immer weniger gebraucht. Kohlekraftwerke könnten also ohne Probleme für die Versorgungssicherheit in Deutschland abgeschaltet werden.

„Vor allem die älteren Steinkohlekraftwerke geraten durch die stark gestiegene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zunehmend unter Druck und müssen ihre Produktion immer öfter drosseln. Sie suchen ihr Heil aber auch im verstärkten Export“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Daher hat der gestiegene Stromexport auch Nachteile: „Unglücklicherweise verdrängt der Kohlestrom-Export in unseren Nachbarländern vor allem Strom aus klimafreundlicheren Gaskraftwerken, so in den Niederlanden oder – über die Transitländer Österreich, Frankreich und Schweiz – auch in Italien“, sagt Graichen. Im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr sei der Stromexport insbesondere nach Frankreich und in die Schweiz deutlich gestiegen und in Richtung Österreich und Niederlande auf konstant hohem Niveau verblieben.