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Offshore-Tage Heiligendamm

Halten unsere Offshoreturbinen einem Taifun stand?

Nicole Weinhold

Auf den Offshore-Tagen in Heiligendamm ging es unter anderem auch um internationale Märkte. Wenn auch nicht gerade um die Ecke, so gehört Taiwan dennoch zu den Interessantesten. Entsprechend groß war das Interesse am Vortrag von Marcel Meins. Der Manager des Serviceanbieters Deutschen Windtechnik Offshore and Consulting GmbH berichtete vom Einstieg seines Unternehmens in diesen asiatischen Markt. Nachdem die Firma schon lange in Ländern wie Polen und Spanien zu Hause ist, hat sie 2018 auch mit dem Onshore-Service in den USA losgelegt.

Zuschlag für erste Offshore-Ausschreibung in Taiwan

Im selben Jahr wurde dann im Oktober die Tochterfirma in Taiwan gegründet, nachdem WPD den Zuschlag für die erste Offshore-Ausschreibung erhalten hatte und Deutsche Windtechnik entsprechend den Service-Auftrag an Land ziehen konnte.

Meins betont die Vorteile, die sich aus dieser Zusammenarbeit für sein Unternehmen ergeben: „Man kennt sich. Außerdem ist WPD Onshore schon lange in Taiwan vertreten, hat dort die Kontakte und ist eng verdrahtet. Für uns ist es gut, dass wir gleich beim ersten Offshore-Projekt dabei sind, so können wir uns etablieren.“ Baubeginn der 80 Anlagen sei 2020, jetzt stelle Deutsche Windtechnik Personal ein. Das Unternehmen hat unter anderem Aufgaben wie den Subsea-Service und teileweise die Inbetriebnahme. Sobald die Anlagen aus der Herstellergewährleistung fallen, übernimmt Deutsche Windtechnik dann Service und Wartung.

Neue Regierung hat Offshore-Vergütung abgesenkt

Meins kommt kurz auf die politische Situation im Land zu sprechen. Die eher auf erneuerbare Energien fokussierte Regierung von 2014 hatte die letzten Wahlen 2018 verloren. Jetzt sei die eher Atomkraft-lastige Partei an der Regierung. Das habe dazu geführt, dass Anfang des Jahres die Vergütungssätze für die Einspeisung erneuerbarer Energien – so auch Offshore - gesenkt wurden. Gleichwohl sollten sich die Planungen auch mit der geringeren Vergütung rechnen.

Vier bis sechs Taifune im Jahr

Als eine der Herausforderungen beschreibt Meins die Beschaffung von Personal, denn die Regierung erwarte, dann innerhalb der ersten Jahre Mitarbeiter aus Taiwan eingestellt würden. „Wir starten erstmal mit deutschen Technikern, die über das Know-how verfügen“, so Meins. Dann würden Taiwaner angelernt.

Eine ganz andere Herausforderung bringt die geographische Lage mit sich: „Das Land wird vier bis sechs Mal im Jahr von einem Taifun heimgesucht. Außerdem ist Taiwan Erdbebenzone.“ Die Anlagen würden entsprechend robuster ausgelegt und für Deutsche Windtechnik heiße das, dass man mehr Ersatzteile vorhalten müsse.

Wesentlich näher an Deutschland liegt der polnische Offshoremarkt – weniger kompliziert oder riskant ist er indes nicht. Der Jurist Dominik Soltysiak berichtete in Heiligendamm über die aktuelle Situation dort: „Im ersten Quartal 2019 sollte eigentlich der Gesetzentwurf für ein Offshoregesetz kommen.“ Es habe sich dann aber verzögert. Kommen soll es aber in jedem Fall. Und Soltysiak stellt klar: „Offshore soll im polnischen Energiemix größte Bedeutung haben.“ Auch weil Onshore politisch komplett ausgebremst wurde und Bioenergie nicht die erhofften Ausbauerfolge erzielt habe.

Polen setzt voll auf Offshore

In diesem Jahr wird in Polen gewählt, aber an der Offshore-Strategie werde das wohl nichts ändern vermutet Soltysiak an eben genannten Gründen und den EU-Verpflichtungen zur Reduktion von CO2. Zudem seinen schon viele Investoren involviert. Schließlich betont Soltysiak: „Stabilität ist das Wichtigste für die polnische Offshore-Windkraft.“ Derzeit sind 13 Standorte genehmigt. Zum Teil gebe es auch schon Netzanschlussverträge. Die Projekte Baltic 2 und Baltic 3 seien zusammengelegt worden, sodass beide zusammen jetzt auf fast 1,5 Gigawatt kommen. „Das Projekt ist sehr weit fortgeschritten“, so Soltysiak.

4,6 Gigawatt Offshore bis 2030

Polen will 4,6 Gigawatt bis 2030 realisieren, bis 2040 10,36 GW. Auf jeden Fall aber würden auch mit einer Offshore-feindlichen Regierung wohl 2 GW kommen, so der Jurist. Was die Finanzierung angeht, so werde für die Baugenehmigung bereits eine Gebühr in Höhe von einem Projekt der Investitionssummer fällig – zu zahlen in vier Raten. Die Netzanschlussgebühr belaufe sich mit 30 Sloty pro Kilowatt ebenfalls auf eine ordentliche Summe. Anders als in Deutschland muss der Planer außerdem den Netzanschluss finanzieren und realisieren. Dem steht eine feste Vergütung über 15, nicht 20 Jahre gegenüber. Bei dem Projekt Baltic Eagle ist die Vergütung 64 Euro pro Megawattstunde.