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Nachhaltiger Kraftstoff?

Bioenergie: Palmöl bleibt kritisch

Autor Vorvon Dittmar Koop

Die FNR wertete Datenmaterial des Analysten Oil World aus Hamburg und Angaben des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé aus. Ergebnis, die globale Palmölproduktion 2010 betrug 53 Millionen Tonnen. 71,1 Prozent entfielen auf Nahrungsmittel, 24,2 Prozent auf Seifen, kosmetische Produkte oder Kerzen. Der Anteil von Palmöl für Energie 4,7 Prozent oder 2,5 Millionen Tonnen.

Sündenbock Bioenergie

Immer wieder werden illegale Rodungen von Regenwäldern zur Palmölproduktion aufgedeckt. Seitdem aus Palmöl vermehrt Energie hergestellt wird, scheint der Verursacher verstärkter Urwaldrodungen ausgemacht. Für Nahrungsmittelkonzerne dankbar, von der eigenen, viel bedeutenderen Rolle ablenken zu können durch Fokussierung der Öffentlichkeit auf die Energieerzeugung aus Palmöl. Die Zahlen des FNR zeigen zugespitzt gesagt, dass eine Nachhaltigkeitsverordnung für Pflanzenöle wie sie zur Bioenergieerzeugung bereits im Umlauf ist, auf Seifen oder Kochfett weit größere Effekte für den Schutz von Naturraum hätte.

Theorie und Praxishürden

Bioenergie aus Palmöl ist im Gegensatz zu Seife und Kochöl bezüglich von irgendwie gefassten Nachhaltigkeitskriterien für den Anbau dieses Stoffs bereits außerordentlich weit. Aber es zeigt sich auch, dass selbst dort fortschrittliche Ziele nicht selbstverständlich zu umfänglich guter Praxis führen. Die Nachhaltigkeitsverordnung der EU für Biokraftstoffe und flüssige Biomasse erfordert umfangreiche Nachweise entlang der kompletten Wertschöpfungskette, dass Kriterien eingehalten werden. Das gelingt über Zertifizierungssysteme, sie sind geschaffen – REDcert und ISCC sind die bekanntesten. Der Nachteil ist, plakativ, dass diese komplexen Systeme als Minimum voraussetzen dass ein Produzent lesen kann. Bei Kleinbauern in Fernost keine Selbstverständlichkeit. Sie besitzen auch keinen Internetanschluss. Sie sind nicht Mitglied im World-Wide-Web, sondern höchstens im kleinbäuerlichen Netzwerk einer lokalen Produktionskolchose.

So kann gut gemeinter Umweltschutz einen Systemnachteil für Kleinbauern herbeiführen. Denn Auflagen können von den großen Produzenten erfüllt werden. Die kleinen Produzenten aber sind vom Euro-Bürokratismus überfordert. Die Nachhaltigkeitsverordnung könnte Großstrukturen zementieren.

Chance für Kleinbauern

Doch es gibt auch Ansätze, parallel Strukturen zu schaffen für Kleinbauern. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) entwickelt in einem vom Bundesumweltministerium finanzierten Projekt in Thailand ein Zertifizierungssystem für Kleinbauern. Dies soll es ihnen ermöglichen, weiterhin Pflanzenöle zu verkaufen, deren nachhaltigen Anbau sie nun nachweisen müssen. Die thailändische Palmölwirtschaft ist im Gegensatz zu der Indonesiens oder Malaysias klein strukturiert. Die Palmölproduktion basiert dort zu 80 Prozent auf Kleinbauern.