Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat die Branche viele Nerven und leider einiges mehr gekostet. Nun ist es in Kraft und endlich wird der Blick frei für die anderen Themen, die die Energiewende ausmachen – und allzu gern vergessen werden - die Wärme und der Verkehr. Doch die Wahrheit ist: Wollen wir unsere Regenerativenergie- und Klimaziele auch nur ansatzweise erreichen, dann müssen wir uns jetzt ernsthaft mit diesen Themen beschäftigen. Etwa 30 Prozent des Endenergieverbrauchs und rund 20 Prozent der deutschen CO2-Emissionen sind dem Verkehr zuzurechnen. Also ein ganz erheblicher Teil. Die Wärme macht sogar die Hälfte des Energieverbrauchs aus. In der Wärmeversorgung von privaten und gewerblichen Gebäuden wird das große Potenzial der Erneuerbaren bisher viel zu wenig genutzt. Ebenso auf den Straßen. Der CO2-Ausstoß im Verkehrssektor ist in den vergangenen Jahren kaum gesunken.
55 Prozent CO2-Reduktion statt 95
Umso erfreulicher ist es, dass hier nun wenigsten ein paar Ideen und erste Schritte auf den Weg gebracht werden. Endlich! Glückwunsch an Joachim Nitsch für seine Studie zum Wärmemarkt im Auftrag des Bundesverbands Erneuerbare Energie. Nun muss allerdings die Bundesregierung den Ball auffangen und spielen. Denn nach Berechnungen des Wissenschaftlers wird die große Koalition unter Beibehaltung des aktuellen Kurses rigoros scheitern, was die Klima- und Effizienzziele des Landes anbelangt. Mittelfristig wie langfristig. Business as usual beschert uns eine Verfehlung der CO2-Ziele um 115 Millionen Tonnen. Statt der EU-Vorgabe von 18 Prozent Erneuerbaren im Energieenergieverbrauch kommen wir nur auf 16 Prozent. 2050 hat sich der Fehlkurs ausgewachsen, sodass wir statt mit 80 bis 95 Prozent CO2-Reduktion nur mit 55 Prozent rechnen dürfen.
Ein Teil der negativen Entwicklung ist auch dem novellierten EEG geschuldet. So werden aufgrund des Deckels und anderer Einschränkungen in der Bioenergie laut Nitsch 30 Prozent der heutigen Biogaswärme wegfallen. Es wird also sogar zu einer negativen Entwicklung kommen. Das hätte nicht sein müssen! Man hätte zum Beispiel rechtzeitig den Nawaro-Bonus abschaffen müssen, nachdem man die Folge, das Erblühen der Maismonokultur, erlebt hat. Man hätte viel früher die Nutzung von Abfällen fördern müssen. Und viele andere Punkte. Die denkbar schlechteste Reaktion ist nun der Kahlschlag im EEG, der für den ohnehin schwachen Regenerativwärmemarkt das Rückgrat bildete. Zum Vergleich: Biomasse-KWK machen 30 Terawattstunden Wärmeenergie aus, Solarkollektoren kommen nur auf 5,5 Terawattstunden.
Marktanreizprogramme und Effizienzstrategien
Gleichwohl verlangt der Wärmemarkt noch ganz andere Herausforderungen von Politik und Gesellschaft. Ohne Marktanreizprogramme und Effizienzstrategien wird es nicht gehen. Diese werden zunächst einmal Investitionen verlangen. Dann aber könnten wir sogar Kosten einsparen. Laut Claudia Kempfert ,Energiewissenschaftlerin am Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Hertie School of Governance, könne man sogar sagen, dass ein Ausbleiben der Energiewende über einen Zeitraum von zehn Jahren etwa eine Billion Euro kosten würde. Verursacht werden diese enormen Ausgaben vor allem durch Energieimporte. Wenn man dagegen die Energiewende entschlossen umsetzt und die gesteckten Ziele erreicht, könne man sparen. Sie gibt ein Beispiel: Für Wärmeeffizienz im Gebäudesektoren wäre neun Milliarden Euro Investitionssumme bis 2020 nötig. Dafür ließen sich aber elf Milliarden Euro einsparen.
Immerhin, ein paar erste Schritte sind getan, um die Wärme zu verbessern. Etwa die Verabschiedung der Energieeinsparverordnung. Einen Schritt in die richtige Richtung geht die Bundesregierung zudem mit dem Elektromobilitätsgesetz, das im Februar 2015 in Kraft treten soll. Vorgehen ist dabei, Elektro- und Hybridfahrzeuge bevorzugt zu behandeln – etwa durch reservierte Parkplätze oder bei Parkgebühren. Nach wie vor lautet das erklärte Regierungsziel: 2020 sollen mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen rollen. (Nicole Weinhold)