Im Rahmen der Berliner Energietage lud das Institut für für Wärme und Öltechnik (IWO) zu der Veranstaltung "Hybridheizung, Sektorkopplung und XtL - Neue Chancen für die Wärmewende!?" ein. Zunächst kam hier der Hinweis, 450.000 Brennwertheizungen seien 2016 verbaut worden. Adrian Willig, Geschäfsführer des IWO, verwies zudem in seiner Rede darauf, dass mehr als die Hälfte aller neuen Heizungen in Kombination erneuerbaren Energien installiert worden sei. 41 Prozent aller Solarthermieanlagen seien in Kombination mit einer Ölheizung aufgestellt worden. Vorteil einer Hybridheizung sei doch, eine Quelle zu haben, die auch Energie liefert, wenn weder Wind noch Sonne verfügbar seien. Das System kann in einem Haushalt zum Beispiel so aussehen, dass ein Ölbrennwertheizung (5-15 kW) mit einer Elektroheizung (9 kW, automatische externe Ansteuerung durch Regelenergieanbieter) und einem Pufferspeicher (500 Liter für Heizung und Warmwasser) kombiniert werden. Willig räumte ein, künftig seien Hybride auch mit Elektroheizung denkbar. Aber er betonte auch: "Es ist fraglich, wie 100 Prozent Elektrifizierung funktionieren sollen." Das IWO sei der Meinung, man müsse mehrere Wege verfolgen. "Man sollte sich nicht auf eine Technik, zum Beispiel die Elektrifizierung, festlegen." Er verwies zudem auf treibhausgasreduzierte Brennstoffe aus Algen oder Liquids. Ein politisches Ablaufdatum für Brennstoffheizungen hält Willig für kontraproduktiv.
Herlind Gundelach, Bundestagsabgeordnete der Fraktion CDU/CSU, schlug mit ihrer Rede in dieselbe Kerbe wie der Lobbyist der Ölheizungs-Industrie Willig. Sie kritisierte, der Klimaschutzplan 2050 des Bundesumweltministeriums habe sich auf wenige Elemente versteift. "Wir haben uns lange bemüht, ihm die Zähne zu ziehen." Die Wirtschaft sei darin nicht einbezogen gewesen. "Das Bundesumweltministerium hat nicht begriffen, dass der Klimaschutz nur mit der Wirtschaft zusammen geht. Sonst haben wir bald keine Jobs mehr.", so Gundelach. Der Umbau des Energiesystems müsse "vor allem wirtschafts- und industriepolitisch durchdacht sein. Wir brauchen weniger Ideologie", betonte sie. Abschließend erklärte sie noch einmal, dass es ihr um Technologieoffenheit gehe - in dem Sinne, dass die Elektroheizung bitte der Ölheizungswirtschaft nicht das Geschäft kaputt macht.
Björn Spiegel, bei der Arge Netz Leiter des Bereichs Strategie und Politik, stellte dann das Thema Power-to-Heat für eine Modellregion in Schleswig-Holstein vor. Hier arbeite Arge Netz mit dem IWO zusammen. Er verwies auf die großen Strommengen, die durch fehlenden Netzausbau abgeregelt werden müssen. 2015 seien es 4,7 Terawattstunden Regenerativstrom gewesen - genügend Strom, um eine Million Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. "Allein in Schleswig-Holstein waren es drei Terawattstunden. Damit hätte man eine Million Tonnen CO2 sparen können", verdeutlichte Spiegel. Die Idee für die Modellregion: In Schleswig-Holstein gibt es 250.000 Ölheizungen. Wenn man diese für Power-to-Heat nachrüstet und die Heizungen in das Erneuerbaren Kraftwerk der Arge Netz integriert werden, können heute abgeregelte Strommengen im Wärmemarkt genutzt werden. Das heißt, überschüssiger Strom würde umgewandelt in Wärme und könnte zum Heizen direkt genutzt oder über den Pufferspeicher zwischengespeichert werden. Dadurch würde der Ölbedarf sinken. Projektziel ist der Nachweis der Systemdienlichkeit und die Ermittlung der integrierbaren Mengen Erneuerbarer in den Wärmemarkt.
(Nicole Weinhold)