Joachim Schellnhuber, Direktor Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, schrieb als Grußwort zur Ausstellung: "In Zeiten, wo der Mensch zur geologischen Kraft geworden ist, muss er auch die Zukunftsverantwortung für unseren Planeten übernehmen. Mit der Energiewende hat sich die deutsche Politik in diesem Sinne entschieden und die Weichen für eine nachhaltige Umgestaltung der Energiesysteme gestellt. Dies könnte viele andere Länder dazu inspirieren, entsprechende Anstrengungen zu unternehmen. Apropos Inspiration: Sie, die Kreativen, sollten nun kleine und große Energiewendekunst erschaffen: irritierend, erhellend, überwältigend. Verpacken Sie Gedanken in ästhetischen Formaten und Aktionen. Unsere Gesellschaft krankt an Bewegungsmangel – helfen Sie ihr auf die Beine!"
Das ist den 19 Künstlern, die in der Ausstellung zu sehen sind, gelungen. Irritierend zum Beispiel die Polatroid-Fotos von Atomkatastrophen-Orten von Tschernobyl bis Fukushima. Die Bilder sind wie durch die Strahlung überbelichtet. Verseucht wie der Boden. Allein die Aufzählung der Namen ruft bereits Unwohlsein hervor. Die Energie greifbar und sichtbar machen - das stand bei vielen Künstlern im Mittelpunkt. Wie sehen erneuerbare Energien aus? Können erneuerbare Wärme etwa das gewohnt gemütliche Ausstrahlung eines Kachelofens annehmen? Ja. Nur dass ein Stromkabel aus dem vermeintlichen "Kachelofen" kommt.
"Um ein gesellschaftliches Großprojekt wie die Energiewende erfolgreich zu verwirklichen, muss es breit diskutiert, reflektiert, gestaltet, erfasst und getragen werden. Die Macher von Energiewendekunst wollen einen Impuls für einen facettenreichen gesellschaftlichen Dialog setzen." heißt es vonseiten der Veranstalter. Ein guter Ansatz. Die Ausstellung ist interessant und vielschichtig, Natur , der Eingriff in diese, und wie wir die Energie in ihr wahrnehmen. Diese Aspekte spielen eine wichtige Rolle.
Wer noch in die Ausstellung gehen möchte, sollte sich vorher oder hinter im Internet informieren, da viele Exponate nicht selbsterklärend sind. Oder man macht besser gleiche eine Führung mit.
Die Ausstellung läuft nur noch bis 28. November im Silent Green Kulturquartier in Berlin-Wedding (Gerichtstraße 35, 13347 Berlin, Nähe S+U Bahnhof Wedding). Öffnungszeiten sind Mo-Fr 14-19 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr. An Veranstaltungstagen gelten geänderte Öffnungszeiten. Der Eintritt ist frei. (Nicole Weinhold)